Kurz nach dem Tod des Künstlers Ludwig Schönherr (1935-2016) brachte seine Witwe Beatrice Cordua (Schönherr) die Idee auf, eine Organisation zu gründen, die sich dem Projekt der Pflege und Verbreitung des wenig bekannten Werks Schönherrs widmet. Nach Beratungen mit dem Filmwissenschaftler Marc Siegel, der für die erste große Präsentation von Schönherrs Filmen und Kunst (Berlinale/Forum Expanded, 2009) verantwortlich war und kontinuierlich in den Privatarchiven des Künstlers recherchierte, und der Kuratorin und Co-Direktorin des Arsenal – Institut für Film und Videokunst in Berlin, Stefanie Schulte Strathaus, wurde die Idee für Zoom – Ludwig Schönherr Labor geboren. Das Ludwig Schönherr Labor, eine 2019 gegründete Non-Profit-Organisation, hat zwei Hauptziele: Schönherrs Arbeit in Film, Fotografie und Installation zu archivieren, zu dokumentieren und zu präsentieren sowie auf die Arbeit anderer Künstlerinnen und Denkerinnen aufmerksam zu machen, die in ähnlicher Weise die Normen und Konventionen der Präsentation, Verbreitung und Vermarktung von Kunst hinterfragt oder sich ihnen widersetzt haben.

Zum Zeitpunkt seines Todes blieb Ludwig Schönherr eine relativ unbekannte Figur der deutschen Kunst- und Filmgeschichte. Von Mitte der 1960er Jahre bis zu seinem Tod als Filmemacher, Fotograf und Installationskünstler tätig, verweigerte Schönherr fast gänzlich die öffentliche Aufmerksamkeit und Ausstellung und zog es stattdessen vor, seine theoretischen und künstlerischen Konzepte im Privaten zu überarbeiten und seine Arbeiten mit Freunden und anderen Künstler*innen zu teilen. Inspiriert von dieser unerschütterlichen Ablehnung der Kommerzialisierung von Kunst, strebt Zoom – Das Ludwig Schönherr Labor dennoch danach, Schönherrs Werk größere Aufmerksamkeit zu verschaffen, indem es in einen historischen Kontext und in einen Dialog mit verwandten Kunst- und kritischen Praktiken gestellt wird.

Fotos von Schönherrs Wohnung, Köpernickerstr. Berlin, 1970er Jahre